Das passiert mit iPhones bei der Generalüberholung (2024)

Seit jeher stellen sich iPhone-Nutzer die Frage: “Was mache ich mit meinem alten iPhone, wenn das neue kommt?” Die meisten dürfen das in der Familie oder in dem Bekanntenkreis verkaufen oder verschenken, recht viele landen auf dem Gebrauchtmarkt. Die Käufer solcher iPhones können recht hochwertige Geräte für einen deutlich attraktiveren Preis als neu bei Apple erhalten, das Risiko besteht aber, die Katze im Sack zu kaufen.

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Seit einigen Jahren boomt der Markt, immer neue Anbieter öffnen ihre (Online)-Shops für Kunden und nehmen die letzten Bedenken beim Kauf von einem generalüberholten iPhone: Die Anbieter testen die Geräte, wechseln nach Bedarf die Bestandteile wie Batterie oder Display aus – und so machen sich die iPhones machen in einem fast perfekten Zustand auf dem Weg zum Kunden. Was genau hinter den Kulissen bei der Generalüberholung passiert, haben wir bei dem finnischen Anbieter Swappie in seiner Reparaturwerkstatt in Tallinn gesehen. (Transparenzhinweis: Die Pressereise wurde von dem Anbieter organisiert und bezahlt).

Die Generalüberholung im Detail

Gebrauchte iPhones erhält Swappie entweder von Endkunden oder von großen Geschäftsanbietern, die Firmengeräte verwalten. Angekommen in der Werkstatt, werden die iPhones entpackt und erstmals nach den wichtigsten Charakteristika klassifiziert: Generation (wie iPhone 14), Modell (Pro, Plus etc.), Farbe.

Danach folgt die erste Kennenlernphase: Die iPhones aus einer Kiste werden an einen Rechner gestöpselt, eine spezialisierte Software aktiviert diese und liest die wichtigsten Daten aus. Durch die IMEI-Nummer ist beispielsweise möglich, die komplette Geschichte des Geräts bis zurück zum ersten Tag ab Inbetriebnahme zu verfolgen.

Zudem überprüft die Software die öffentlich verfügbaren Sperrlisten der Mobilfunkanbieter, ob das betroffene iPhone nicht gestohlen oder als verloren gemeldet wurde. Swappie erhält im Idealfall zurückgesetzte Geräte ohne iCloud-Sperre und ohne persönlichen Daten der Nutzer, ist noch eine iCloud-Sperre aktiviert, geht das iPhone umgehend zurück zum Kunden.

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iPhone-Diagnose – 52 Schritte

Nach dem ersten Kennenlernen landet das iPhone bei der Diagnose, schließlich muss der Anbieter wissen, was damit in der Werkstatt passieren soll. Eine externe Software prüft erstmal den Zustand des Systems und aktualisiert nach Bedarf das iOS. Der Mitarbeiter an der Diagnose-Station erhält eine standardisierte Anleitung per App zur Überprüfung der Hardware.

So muss man kurze Audiomitschnitte mit allen drei Mikrofonen aufnehmen, um sich von ihrer Qualität zu überzeugen. Auf dem Bildschirm muss der Mitarbeiter mehrere interaktive Kacheln berühren, um zu wissen, dass das Touch-Display in Ordnung ist. Im Kameratest fotografiert man eine weiße Fläche, solche Fotos können zeigen, ob Pixel kaputt sind.

Das Gleiche passiert mit der Taptic Engine, einem kleinen Vibrationsmotor im iPhone, und weiteren Hardware-Bestandteilen. Wird ein Fehler festgestellt, weist der Mitarbeiter einen Fehler-Code dem iPhone zu, ab dann kann das Gerät zur Reparatur, zur fortgeschrittenen Reparatur oder direkt zur Reinigung gehen.

Das passiert mit iPhones bei der Generalüberholung (1)

Halyna Kubiv

Das passiert mit iPhones bei der Generalüberholung (2)

Halyna Kubiv

Reparatur, falls notwendig

Laut Swappie benötigen 30 bis 80 Prozent aller erhaltenen iPhones in der Werkstatt eine Reparatur. Die häufigsten Fälle sind Akku und Bildschirm, allein diese zwei Bestandteile machen zwei Drittel aller Reparaturen aus. Etwas seltener wird Kamera des iPhones repariert. Ein Prozent der iPhones kommt in einem Zustand an, der keine Reparatur mehr zulässt. Solche Geräte dienen noch als Ersatzteillager für andere iPhones.

Erstaunlich genug, Swappie hat keine Produktionslinien für die meistverbreiteten Reparaturen wie zum Beispiel den Ersatz des Akkus. Alles wird in Handarbeit erledigt, obwohl der Akkuersatz je nach Generation und Modell des iPhones lediglich zehn Minuten dauert. Bei älteren iPhones wie dem iPhone 8 kann das schon in der Hälfte der Zeit geschehen.

Eine Besonderheit bei der Reparatur von Apples Geräten ist, dass der Hersteller die Autorisierung der neu eingebauten Teile über seine Server verlangt. Andernfalls erhält der Nutzer eine Fehlermeldung, der Akku, der Bildschirm, die Kamera stammen nicht original von Apple, was zu Fehlfunktionen führen kann.

Diese Autorisierung erfolgt durch eine Software, die Apple den registrierten Werkstätten und Anbietern zur Verfügung stellt. Dritt-Firmen wie Swappie sind davon ausgeschlossen. Apple argumentiert das mit der Qualitätssicherung bei den generalüberholten Geräten, schließlich müssen sie “wie neu” funktionieren. Swappie dagegen hält solche Praktiken für wettbewerbswidrig. Letztendlich werden wohl die Gesetzgeber entscheiden, ob Apples Praktiken rechtens sind.

Abseits von dem kleinen Anteil der Ersatzteile, die von kaputten Spender-iPhones stammen, bezieht Swappie neue Akkus, Displays, bis zu Hauptplatinen von Zulieferern aus China. Der CEO von Swappie verrät jedoch, dass die meisten Quellen für Ersatzteile die gleichen Fertiger sind, die auch Apple beliefern.

Die Batterien in generalüberholten iPhones sind zu hundert Prozent aus Fremdherstellung, bei den Bildschirmen trickst jedoch der Anbieter. Laut Angaben von Swappie ist das häufigste Problem bei Displays gesprungenes Glas, so ersetzt man dabei nur diese oberste Schicht, das LCD bleibt original.

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Reinigung und Einstufung

Ist das einzelne iPhone wieder auf Vordermann gebracht, geht es zur Reinigung des Geräts. Die Mitarbeiter prüfen mit einem Zahnstocher, ob die Aussparungen für Lautsprecher am unteren Ende von Ablagerungen frei sind. Ein anderer Mitarbeiter reinigt die Ränder des iPhones mit einem Bildschirmreiniger und einer … elektrischen Zahnbürste.

Danach stufen die Experten von Swappie noch den Zustand des iPhones ein, was sich auch auf den Endpreis auswirkt. Ein Mitarbeiter bewertet das Gehäuse, die Ränder und den Bildschirm, ob sie sichtbare Kratzer aufweisen, notiert den Zustand im System, verpackt das iPhone in eine passende Schachtel und versieht diese mit einem Sticker, der die notwendigen Informationen aufgedruckt hat. Das iPhone ist nun generalüberholt und kann zum Kunden.

Mit welchen Nachteilen man bei generalüberholten iPhones leben muss

Je nach Zustand des eingekauften Gebraucht-iPhones bewertet der Hersteller, ob er bei einem konkreten Gerät den Akku austauscht oder nicht. Weist der vorhandene Akku noch mehr als 80 Prozent der maximalen Akkukapazität auf, bleibt der “alte” drin, ansonsten erhält das iPhone eine neue Batterie. In diesem Fall muss in den ersten vier Tagen mit einer Fehlermeldung rechnen, dass die eingebaute Batterie nicht original von Apple ist. Danach verschwindet der Hinweis wieder.

Die Akkus von den Dritt-Herstellern haben noch einen Nachteil: das System kann ihren Zustand nicht erkennen. Das heißt, in der Einstellungen-App im Reiter “Batterie” kann man nicht nachsehen, wie viel Prozent an maximaler Kapazität der Akku noch bietet.

Die generalüberholten Handys sind generell nicht wasserresistent. Das muss man bei der Nutzung im Alltag beachten.

Der iPhone-Kreislauf

Was uns richtig verwundert hat: Laut Swappie ändert ein iPhone im Laufe seines Lebens viermal seinen Besitzer. Gleichzeitig wissen rund 26 Prozent aller Smartphone-Inhaber, dass man das alte Smartphone noch gewinnbringend verkaufen kann. Weitere 40 Prozent wissen um die Verkaufsmöglichkeit, haben darüber jedoch nicht nachgedacht. Die Gründe dafür sind meistens die eigene Bequemlichkeit und eine gewisse Unterschätzung des iPhone-Wertes. Denn anders als bei Android-Handys sind Apple-Geräte recht wertstabil, besonders die Pro-Modelle.

Lesetipp: So verkaufen Sie Ihr altes iPhone

Traditionell knausert Apple etwas beim Einkauf seiner eigenen Geräte, der mögliche Grund könnte sein, dass beim Hersteller noch ein Zwischenhändler wie Likewize dazugeschaltet ist, der ebenfalls Umsätze damit machen wollte. Swappie kauft ebenfalls gebrauchte iPhones an, liegt laut dem Vergleichsportal handyverkauf.net eher im unteren Bereich: Für ein iPhone 11 Pro mit 64 GB Speicher in Space Grau bietet der Refurbisher im Zustand “Sehr gut” und mit der Batterie unter 85 Prozent maximaler Kapazität 249 Euro. Bei anderen Anbietern kann man bis zu 294,40 Euro erzielen. Apple dagegen bietet für das gleiche Modell 220 Euro.

Fazit

Der Kauf eines generalüberholten iPhones hat eine der größten Hürden bei den Second-Hand-iPhones beseitigt: Beim Privatkauf auf Ebay läuft man oft die Gefahr, die buchstäbliche Katze im Sack zu erwerben. Es gibt dazu noch kein Käuferschutz wie beim Kauf von einer Firma. Im schlimmsten Fall sitzt man auf den Kosten und hat Totalschaden statt Handy.

Firmen wie Swappie haben diese Hürde niedriger gelegt: Zwar kauft man die iPhones nicht neu, doch die meisten Refurbished-Geräte halten sich an die eigenen Standards, keinen Schrott an die Kunden weiterzugeben. Als Online-Käufer hat man noch den gesetzlichen Vorteil, man kann den Kauf innerhalb von zwei Wochen ab Lieferdatum ohne Angabe der Gründe widerrufen.

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Das passiert mit iPhones bei der Generalüberholung (2024)
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Author: Arline Emard IV

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